Gutedel
Die weiße Rebsorte Gutedel ist bestimmt sehr, sehr alt und gehört in jedem Fall mit zu den ältesten aller Rebsorten. Die deutsche Hauptstadt des Gutedel liegt, wenn man so sagen darf, im Markgräferland (zwischen Freiburg i. Br. und der Grenze zur Schweiz).
Die Rebe wird weltweit als (rote und weiße) Tafeltraube angebaut, für die Erzeugung von Weißwein spielt die Sorte in der französisch sprechenden Schweiz die größte Rolle. Sie wird in Frankreich Chasselas und im Schweizer Wallis Fendant genannt. Es gibt Varietäten dieser Sorte: der Goldgelbe Gutedel, der Rote Gutedel, der Krachtgutedel, der Königsgutedel, der Frühe Weiße Gutedel, sowie der Geschlitztblättrige Gutedel (auch Petersilientraube genannt).
Eine Spezialität des Weinanbaugebietes Saale - Unstrut stellt auch der Gutedel dar. Die älteste Kulturrebe bringt hier einen angenehm duftigen Wein mit Aromen von Äpfeln, reifen Birnen und Nüssen hervor.
Die ersten belegten Hinweise auf die Chasselas- oder Gutedelrebe stammen aus dem 16. und 17. Jahrhundert, zuerst in Württemberg, dann im Burgund und im Kanton Waadt. Gleichzeitig schrieb man ihr zahlreiche weit entfernte und seltsame Ursprungsorte zu wie das Jordantal, die Oase Fayum in Ägypten oder Konstantinopel oder den Libanon. Eine genetische Studie unter der Leitung eines gewissen Herrn Dr. Vouillamoz über den Ursprung der Chasselasrebe wurde 2009 abgeschlossen. In drei Phasen wurden zunächst 511, dann 317 und schliesslich 132 Sorten aus Europa und dem Nahen Osten unter die Lupe genommen. Das Ergebnis erlaubt, die ausgefallensten Hy-pothesen wie die Herkunft aus dem Nahen Osten oder aus Ägypten endgültig zu begraben. Obwohl die Eltern des Chasselas unbekannt bleiben, wie dies bei sehr alten Rebsorten häufig der Fall ist, konnten 20 Klonvarietäten mit derselben DNA identifiziert werden.
Die Chasselasrebe weist genetische Ähnlichkeiten mit den meisten alten Sorten des Alpenbogens auf, zum Beispiel mit dem Teroldego, dem Lagreiner oder der Altesse, und stand am Ursprung des Mornen Noir. Das Burgund, wo der Chasselas im 17. Jahrhundert unter dem Namen Fendans, Fendant oder Lausannois erwähnt wurde, befindet sich im Bereich der genetischen Verwandtschaft des Chasselas, insbesondere das gleichnamige Dorf, das mit grosser Wahrscheinlichkeit eine Durchgangsstation dieser Sorte darstellt.